"Büches ist ein kleines Dörfchen im Tale des Seemenbaches. Zwar
können wir es mit seinen fruchtbaren Feldern schon zur weiten Ebene des
Wetterau zählen, aber auch von den Reizen des Vogelsberges ist ihm noch
ein Stück zu eigen. Es ist gleichsam, als reichten sich Wetterau und
Vogelsberg hier geschwisterlich die Hand und wetteiferten darum, der
Landschaft ihre schönsten Schätze zum Geschenk zu geben. Aber doch gehen
die meisten Menschen achtlos an dem Dörfchen vorbei. Für sie ist es ein
Dorf wie viele andere, es hat keine auffallenden Besonderheiten, keine
Kunstdenkmäler oder historisch denkwürdigen Stätten, die es für sie
einer Beachtung wert machen. Ja, es ist unbedeutend im großen
Weltgeschehen, aber für den, der es liebt, der es seine Heimat nennt,
hat es doch seine ureigenste Geschichte."
Mit diesen liebevollen Worten beginnt Anneliese Wolfgang ihre 1948
entstandene und immer noch lesenswerte - unveröffentlichte -
Darstellung der Geschichte ihres Heimatortes.
Viele Jahre sind seitdem vergangen und Büches ist natürlich nicht
mehr das kleine Dorf von einst. Es hat sich in den zurückliegenden
Jahrzehnten stärker gewandelt als in all den Jahrhunderten zuvor.
Der nachfolgende Gang durch die Vergangenheit soll auch eine
Einladung sein Büches einmal aus einem anderen Blickwinkel zu
betrachten.
Zur Geschichte
Über den Ursprung des Ortes ist so gut wie nichts bekannt. Ohne
Zweifel bot die Gemarkung von jeher günstige Voraussetzungen für eine
Besiedelung. Offenbar war dieses Gebiet schon in der Jungsteinzeit (ca.
3500 - 1600 v. Chr.) bewohnt.
Angesichts der vielen namenlosen Völkerschaften und Kulturen, die im Laufe von Jungsteinzeit und Bronzezeit (ca.
1600 - 800 v. Chr.)
in der Wetterau abwechselten und von denen wir nur durch wenige
Bodenfunde wissen, erscheint eine kontinuierliche Besiedelung der
Bücheser Gemarkung als äußerst unwahrscheinlich. Dies gilt ebenso für
die Zeit der Kelten (ab
400 v. Chr.), der Germanen (ab
100 v. Chr.) und auch für die Zeit nach dem Untergang der römischen Herrschaft in der Wetterau (um
250 n. Chr.). In völligem Dunkel liegt die Zeit der Völkerwanderung.
Erst mit der Einbeziehung des Rhein-Main-Gebiets in das entstehende Großreich der Franken (ab
500 n. Chr.)
war der Ausgangspunkt für eine stetige Entwicklung gegeben. Zwei Dinge
brachten die neuen Herren mit: die Anfänge einer geschlossenen
staatlichen Organisation mit dem fränkischen König an der Spitze, und
das Christentum, ebenfalls mit eigener Verwaltungsstruktur, gipfelnd im
Papsttum zu Rom. Damit begann das frühe Mittelalter und weltliche und
geistliche Herrschaft bzw. Herren werden fortan das Leben der Menschen
für Jahrhunderte bestimmen, auch in Büches!
Schon im vorigen Jahrhundert versuchte die Geschichtsforschung
über die Deutung der Ortsnamen einen Hinweis auf das Alter eines Dorfes
oder einer Stadt zu erhalten. Im Fall von Büches hat diese ebenso
interessante als auch schwierige Frage zu keinem eindeutigen Ergebnis
geführt. Der Friedberger Gymnasialprofessor und Heimatforscher Philipp
Dieffenbach leitete Büches von dem germanischen Personennamen
"Bucho" ab. Büches wäre demnach der Wohnsitz eines Bucho und dessen Sippe gewesen.
Da es allerdings einen solchen germanischen Namen nicht gibt, ist
diese Erklärung eher unwahrscheinlich. Ebenfalls im vorigen Jahrhundert
wurde die Ansicht geäußert, dass Büches von dem mittelhochdeutschen Wort
"buchehe" bzw. dem althochdeutschen
"buochahi" kommt, was
soviel wie Buchengebüsch oder viel mehr Buchenwald bedeutet. Diese
Herleitung ist wohl die zutreffende, da das Dorf in mittelalterlichen
Urkunden in der Tat
"Buchehes" oder
"Buchees" genannt wird.
Es gibt gute Gründe, Büches nicht in die Stufe der uralten
Siedlungen einzuordnen, sondern in die zweite Besiedlungsstufe (ca.
500 und 900 n. Chr.).
Nach und nach wurde in jener Zeit das herrenlose Land, das weithin
unbesiedelt gewesen sein mag, durch fränkische Adelige für den König in
Besitz genommen und kultiviert (z. B. Tutilo in Tutilosheim, heute
Düdelsheim). Möglicherweise ist in diesem Zusammenhang auch Büches
entstanden und zwar aus der Rodung eines im Seemenbachtal gelegenen
Buchenwaldes.
Wenn man K. Th. Chr. Müller, dem Verfasser des 1928 erschienen
Werkes "Alte Straßen und Wege in Oberhessen" glauben darf, so lag
Büches an einem vor- und frühgeschichtlichen Fernweg, von ihm als
"Bettenstraße" bezeichnet. Dies war ein Seitenstrang der sogenannten
Reffen- oder Hohen Strasse,
die im Mittelalter das Rhein-Main-Gebiet mit Thüringen verband und, so
Müller, schon von den Händlern der Bronze- und Eisenzeit benutzt wurde.
Ins Licht der Geschichte tritt Büches dann erst im Hochmittelalter, d. h. in einer Urkunde vom
14. September 1173.
Genau genommen geht es hierbei aber nicht um Büches selbst, sondern um
die erste urkundliche Erwähnung der Adelsfamilie "von Buches". In einer
Güterabtretung des Klosters Selbold an das neugegründete Nonnenkloster
Meerholz wird ein
"Richardus de Buches" als Zeuge bei diesem
Rechtsakt genannt. Dieser Richard von Buches gehörte zur Mannschaft der
Burg Gelnhausen, stand also in Diensten der staufischen Kaiser.
Die
Ritter von Buches gehörten im Mittelalter zu den
weitverzweigtesten Adelsfamilien der Wetterau. Schon im Laufe des 13.
Jahrhunderts spaltete sich die Familie von Buches in die Linien zu
Berstadt und zu Höchst auf, von der sich dann die Linien zu Lindheim und
zu Staden abzweigten. Alle Linien führen im Wappen den sogenannten
vierfüßigen Feuerbock.
Im Laufe des 16. Jahrhunderts ist die Familie der Ritter von Buches dann ausgestorben.
Aufgrund der dürftigen Quellenlage kann nicht gesagt werden, wer
von der Familie von Buches nun eigentlich in Büches selbst wohnte. Ganz
sicher war deren Stammsitz in oder bei dem gleichnamigen Dorf, doch
fehlt jeglicher urkundliche Hinweis auf einen wie auch immer aussehenden
Burgsitz. Man wird sich das Stammhaus der Ritter von Buches wohl
als befestigten Hof, der sich mit seinen Steinbauten auf jeden Fall
deutlich von den Behausungen der Dorfbewohner abgehoben haben muss.
Etwas mehr als über die "Burg" der Ritter von Buches weiß man über die Bücheser
Kapelle.
Ihr genauer Standort, sowie Alter uns Aussehen sind aber ebenfalls
nicht mehr feststellbar. Der ehemalige Bürgermeister Christoph Bartmann
(1794 - 1867) gab an:
"Die Kapelle stand da, wo es im Hain heisst und wo der
Fürstliche Pächter auf dem Erbacher Hof, Herr Franz Hoffmann, nachvor
einigen Jahren einen grossen Schlüssel und dergl. Dinge fand. Der
"Lindenstein am Backhausbrunnen und der Gewichtsstein an der Dorfuhr
sollen aus der Kapelle herrühren. Der Kirchhof lag etwa 60 Schritte (ca.
45 m) von dem Kirchplatz entfernt. An dem Kirchhof, nur durch einen Weg
getrennt, stand der Blumenhof, welcher Herrn von Blumm in Hanau
gehörte."
Die Initiative zum Bau ging sicherlich von den Rittern von Buches aus.
1280 ließ Rupert von Buches zu Lindheim eine Kapelle neu erbauen,
1301
vermachte Agnes von Buches dem Kloster Engeltal Güter in Büches und
Düdelsheim. Möglicherweise ist in dieser Zeit auch die Bücheser Kapelle
entstanden.
Eine gewisse Rolle spielte die Kapelle kurz vor
1600 bei der Einführung des
Calvinismus in der Grafschaft Büdingen. Sie war zu dieser Zeit in einen Ronneburger und einen Birsteiner Teil geteilt. Während
Graf Heinrich von Ysenburg-Ronneburg ein strenger Lutheraner war, wandte sich
Graf Wolfgang Ernst
von der Birsteiner Linie der Lehre des französischen Reformators
Johannes Calvin zu. Während die Lutheraner den mittelalterlichen
Kunstwerken in den Kirchen tolerant gegenüberstanden, verwarfen die
calvinistischen Theologen diese als unbiblisch und abgöttisch. Deshalb
ließ Wolfgang Ernst nach seinem Regierungsantritt
1596 in seinem Landesteil sämtliche Kirchen und Kapellen ausräumen. Auf diese Weise verlor auch die Kapelle in Büches im Jahre
1597 ihre mittelalterliche Ausstattung.
Wie allgemein bekannt hatte der
Dreißigjährige Krieg für
das Büdinger Land verheerende Auswirkungen. Nach der Niederlage des
Schwedenkönigs Gustav Adolf, der auf protestantischer Seite kämpfte,
verwüsteten die entfesselten kaiserlichen Truppen, der Kaiser war
katholisch, im Herbst des Jahres
1634 die Grafschaft Büdingen. In dem bekannten Bericht des ysenburgischen Rates Kirchner über diese Herbsttage heißt es:
"Büches ist an Pferden und anderem Vieh, Früchten und
sonsten ausgeplündert, Konrad Naumann ist zum Teil mit Mistpfuhl
ersäuft, zum Teil erschlagen worden"
Die Schrecken jener Tage blieben noch lange in der Erinnerung der
Menschen lebendig. Über 200 Jahre später wurde Pfarrer Römheld in Büches
folgende Sage erzählt, die dieser in der Kirchenchronik festhielt:
"Auf der Hardeck lagen Schweden, von welchen eines Tages
drei Mann in das Dorf kamen und einem Bauer sich zum Dreschen anboten.
Der Bauer nahm ihre Dienste an, stellte ihnen aber eine Arglist
entgegen. Bei dem Dreschen fiel er mit einigen anderen über diese drei
Schweden her und erschlug zwei. Der dritte entkam, zeigte es seinem
Commandeur an, der dann schreckliche Rache an dem Dorf nahm."
Inwieweit Büches nun tatsächlich gebrandschatzt und zerstört
wurde, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Auf jeden Fall waren die
Mühle am Wolfsbach und die Kapelle so stark in Mitleidenschaft gezogen
worden, dass sie nicht wieder aufgebaut wurden.
Nach einer Übersicht aus dem Jahre
1648 lebten nach dem
Dreißigjährigen Krieg in Büches nur noch die Familien Johann Schmidt,
Hans Weigandt und Henrich Kempff. Natürlich kamen mit der Zeit ehemalige
Bücheser, die der Krieg in die Fremde verschlagen hatte, zurück. Aber
auch Fremde ließen sich in dem entvölkerten Dorf nieder.
Auch in der zweiten Hälfte des
17. Jh. und das gesamte
18. Jh. hindurch kam es immer wieder zu Truppendurchzügen und Einquartierungen.
Von besonderer Bedeutung für Büches war die Regierungszeit des Grafen
Ernst Casimir l. zu Ysenburg und Büdingen. Er regierte von
1708 bis
1749. In diese Zeit fallen die Umpfarrungen von Büches nach Wolf und die Einrichtung der
Bücheser Schule.
Für das Jahr
1718 werden als Bücheser
"Hausväter" genannt:
Joh. Conrad Alefeld |
Michael Bingel |
Joh. Conrad Grün |
Michael Grün |
Pauly Grün |
Johannes Hartmann |
Joh. Conrad Kaiser |
Nicolaus Kaiser |
Henrich Naumann |
Joh. Conrad Naumann |
Peter Naumann |
Anton Pröscher |
Casimir Sattler |
Heinrich Sattler |
Michael Sattler |
Christoph Weber |
Joh. Conrad Wegand |
Ernst Weigand |
Leps Weigand |
Caspar Willemann |
Alles in allem mögen zu dieser Zeit in Büches etwa 100 Menschen gelebt haben.
Um Handwerker und andere Gewerbetreibende in das vom Krieg daniederliegende Land zu holen, praktizierten die Ysenburger Grafen, voran
Carl August von Ysenburg-Marienborn (1667 -1725) eine für damalige Verhältnisse einmalige Religionsfreiheit.
So wurde das Ysenburger Land, mit den etwas abschätzigen Worten des hessischen Kirchengeschichtlers Heinrich Steitz,
"die Zufluchtsstätte für Pietisten, Separatisten, Exulanten, Chialisten und was es sonst noch an Sonderlingen in dieser Zeit gab" (STEITZ: Geschichte der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Bd. ll, 1962). Die
Separatisten,
als wichtigste Gruppe, waren aus Süddeutschland vertriebene
Protestanten, die alles äußerliche Kirchentum ablehnten und in der
Stille ein zurückgezogenes, ernstes Leben führten.
Mit der Ruhe war es etwa ab
1714 für einige Jahre vorbei,
denn unter den Separatisten kam es zu sogenannten "Inspirationen": Dies
waren religiösen Ekstasen mit Zungenreden und Weissagungen, begleitet
von Krämpfen, Stöhnen und Schreien.
Einzelne Pfarrer waren den
Inspirierten gegenüber
freundlich gestimmt. Da sich einzelne Inspirierte aufgrund ihrer
religiösen Begeisterung nun nicht mehr so still verhielten und massive
Kritik an der Amtskirche übten, war die Geduld der Obrigkeit irgendwann
am Ende.
1716 wurden die radikalen Inspirierten des Landes verwiesen.
1719 hörten die Inspirationen bei den Gemeindemitgliedern wieder auf.
Viele Inspirierte schlossen sich später dem Gemeinschaftskreis der
Herrnhuter Brüdergemeinde an. Dieser hatte, wie allgemein bekannt, von
1738 bis
1750 seinen Mittelpunkt auf dem Herrnhaag bei Büdingen.
Nach der Ausweisung der Herrnhuter beruhigte sich das
aufgewühlte religiöse Leben wieder; die noch bestehenden
Inspirationsgemeinden lösten sich auf und die wenigen verbliebenen
Anhänger lebten wieder als "Stille im Lande".
1750 wurde die
Schule errichtet. Man kaufte in
Bindsachsen ein 1717 erbautes zweistöckiges Fachwerkhaus auf Abbruch und
baute es in Büches vor dem neuen Friedhof wieder auf. Schließlich ließ
man
1757 in Windecken eine Glocke gießen, setzte ein kleines Türmchen mitten aufs Dach und das Schulhaus war komplett.
Kaum war die Schule, gegen die man sich lange gesträubt hatte,
im Dorf, wusste man auch gleich einen Vorteil daraus zu ziehen. Im Mai
1750 wurde die Gemeinde bei Pfarrer Geller vorstellig und bat um die
Erlaubnis, einen eigenen Nachmittagsgottesdienst im neuen Schulhaus
durch Schulmeister Henrich Jacob Ochsenhirt abhalten zu dürfen. Als
Begründung gaben sie an, es falle den Alten und Schwachen schwer,
zweimal am Sonntag nach Wolf in die Kirche zu gehen. Der Pfarrer hatte
nichts dagegen, doch sollten die Bücheser nun umso fleißiger den
Vormittagsgottesdienst besuchen und auch ihre Kinder regelmäßig zum
Katechismusunterricht nach Wolf schicken.
Wie wichtig diese Sache den Büchesern war, zeigt die Tatsache,
dass es in dem "Schul- und Bethaus" einen besonderen Raum für die
Gottesdienste gab, während der Lehrer eher beengt wohnte.
Trotz des neuen Schulhauses blieb der Unterricht in Büches noch längere Zeit ein Sorgenkind.
1766
war Schulmeister Ochsenhirt, der ewigen Auseinandersetzungen mit der
Gemeinde müde, nach Russland ausgewandert. Sein Nachfolger wurde Johann
Peter Schäfer. Bei der Schulvisitation wurde festgestellt, dass nur neun
Kinder notdürftig unterrichtet wurden, wovon aber nur drei oder vier
etwas rechtes konnten.
Dies war selbst für die damalige Zeit eher dürftig. Schäfer
rechtfertigte sich damit, dass die Eltern ihre Kinder nur sehr
widerwillig in die Schule schickten und ein geregelter Unterricht daher
nicht möglich sei. Mit der Zeit sollte dies aber besser werden.
Im Jahre
1801 stellte man bei der gräflichen Regierung in
Büdingen den Antrag, dass nicht nur der Nachmittagsgottesdienst,
sondern auch die sonntägliche Katechismuslehre im Schulhaus gehalten
werden sollte.
Daraufhin stellte man in Büdingen fest, dass
"das Bäthaus zu Büches für die ganz alten und schwächlichen ist, nicht aber für die Anderen noch für die Jugend bestimmt ist"
und lehnte dieses Ansinnen ab. Allerdings sollte der damalige Pfarrer
Knies Nachsicht mit denjenigen Kindern haben, die "bei ungestümer
Witterung und sehr bösen Wegen" nicht nach Wolf kommen. Ebenso sollte er
Rücksicht nehmen auf das Kind "das nicht mit der nötigen gegen Kälte
und Nässe schützenden Kleidung versehen ist" und auch "wo in einer
Familie nur ein Kind ist es nicht so streng zu nehmen wann etwa das Kind
zuhaus nötig gewesen sein sollte."
Einschneidende Veränderungen für die Dörfer des Büdinger Landes brachten dann die ersten Jahrzehnte des
19. Jh. mit sich.
Im Gefolge der
französischen Revolution, der
napoleonischen Kriege und schließlich der Befreiungskriege wandelte sich
das Gesicht Europas grundlegend. Über die Ereignisse der Jahre
1789 bis
1813 schrieb rückblickend Johann Conrad Nos ll. aus Wolf, der reichste Bauer des Ortes, auf leere Seiten seines Gesangbuches:
"Im Jahr 1789 ist in Frankreich ein Krieg ausgebrochen und
Frankreich hat beherrscht Spangen, Hollandt, Preusen, Schweden,
Hanover, Praunschweig, Bayern, Sachsen, Estreich, Pholen und haben
gesiegt bis nach Moscau. Da ist ihnen die ganze Arme erfrohren im
1812ten Jahr und dann worten sie gejagt von den Russen und allen
teutschen Fölkern bis nach Baries. Dan worte Frieden in allen Ländern
und wahr in dem ganzen Krieg keine grose Teurung und auch kein Hunger.
Natürlich kamen auf die Dörfer und Städte wieder gewaltige
Kriegssteuern zu, zu denen wieder Einquartierungen und die sogenannte
"Fourage"
kamen, d. h. Lebensmittellieferungen für die Soldaten und Futter für
die Pferde. Wie auch im Dreißigjährigen Krieg flüchteten auch diesmal
Alte, Kranke, Frauen und Kinder beim Herannahen von Soldaten in den
Wald.
Besonders kritisch war das Jahr
1796. Im Juli zog ein
Teil der französischen Revolutionsarmee durch die Wetterau. Dabei wurden
etliche Dörfer mit Brandschatzung bedroht und so erhebliche Geldsummen
von den Einwohnern erpresst. Beim Rückzug der geschlagenen Armee nach
der Schlacht bei Würzburg entstand im September allein in Büches ein
Schaden von
263 Gulden und
56 Kreuzern.
Die nachsetzende siegreiche kaiserliche Armee zog kurz danach
durch die Wetterau und Büches musste an Fourage liefern: 147 Laib Brot,
15 Mesten Hafer (ca. 300 l) und 7 Zentner Heu.
Die letzten Truppendurchzüge erlebte das Büdinger Land beim Rückzug der napoleonischen Armee nach der
Völkerschlacht bei Leipzig Ende Oktober
1813.
Zwar zog der Großteil der Franzosen durchs Kinzigtal, kleinere
Verbände benutzten aber auch die uralten Strassen über den Vogelsberg,
so auch die Reffenstrasse mit ihren Seitenarmen.
Zu dieser Zeit kam auf die Gemeinde Büches wieder einmal das Problem Schule zu.
1825
war das Schulhaus bereits so baufällig, dass es nicht mehr bewohnt
werden konnte. Während Bürgermeister Henrich von Wolf - Büches gehörte
damals noch zur Bürgermeisterei Wolf - für einen Neubau war, wollten die
Bücheser Gemeinderäte aus Kostengründen nur eine gründliche
Instandsetzung.
Nach langem Für und Wider wurde das alte Schulhaus doch abgerissen und
1836 etwas näher zur Straße hin errichtet.
Während des Neubaus wurden die 35 Schulkinder in der Schäfer'schen Hofreite unterrichtet.
Neben dem Betsaal im Untergeschoss und der Schulstube im ersten
Stock gab es in dem Neubau nun auch eine zeitgemäße Lehrerwohnung, die
aus Küche, drei heizbaren Stuben und einer Kammer bestand. Da der
Kostenvoranschlag von rund 1400 Gulden sowieso um die Hälfte
überschritten wurde, ließ man gleich noch ein Uhrwerk (ohne
Ziffernblatt) für 16 Gulden anfertigen und fortan wusste man auch in
Büches, was die Stunde geschlagen hatte.
1839 wurden hinter dem neuen Schulhaus noch Vieh- und Holzstall für den Lehrer errichtet.
Der erste, der ins neuerbaute Schulhaus zog, war
1838 Konrad Berger. Er war der erste Bücheser Lehrer, der an dem 1817 gegründeten Lehrerseminar in Friedberg ausgebildet worden war.
Dass nun eine neue Lehrergeneration angetreten war, zeigte sich
auch daran, dass Berger das Schulgut nicht mehr selbst bewirtschaftete,
sondern verpachtete.
So brachen auch in Büches ganz langsam modernere Zeiten an, nicht nur in der Schule:
1883 |
|
Bau der Staatsstraße Selters-Büdingen-Landesgrenze (heute B457) |
1866 |
|
Bau der Gemeindestraße nach Wolf |
1869/70 |
|
Bau der Eisenbahnlinie Giessen-Gelnhausen, Büches wird Haltepunkt |
1892/93 |
|
Bau der Kreisstraße nach Orleshausen |
1896/97 |
|
Bau einer ersten, noch sehr mängelbehafteten Wasserleitung |
1902 |
|
die Einwohnerzahl von 200 wird dauerhaft
überschritten und Büches hat 252 Einwohner ( in Büches selbst 169, in
den Bahnwärterhäuschen 6 bzw. 9, im Bahnhof 3, auf dem Erbacher Hof 64
und auf der Erbacher Mühle 7 ) |
1907/09 |
|
erste Flurbereinigung |
1916 |
|
Elektrifizierung |
Sehr viel wäre noch zu sagen über die Geschichte von Büches im
19. und
20. Jh.
- Erfreuliches, Unerfreuliches, Schreckliches! Allein die Beschreibung
des Wandels, den unsere Dörfer seit Kriegsende mitgemacht haben, würde
jeden Rahmen sprengen.
Autor: Carsten Schwöbel
(gekürzte Textfassung)
Neben der bekannten, teilweise angeführten Literatur zur
Geschichte der Grafschaft Büdingen wurden handschriftliche Quellen aus
folgenden Archiven benutzt:
Pfarrarchiv und Chronik der Ev. Kirchengemeinde Wolf
Pfarrarchiv und Chronik der Ev. Kirchengemeinde Rohrbach
Fürstlich Ysenburg- und Büdingen'sches Archiv Büdingen
Stadtarchiv Büdingen
Hessisches Staatsarchiv Darmstadt
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Carsten Schwöbel für die freundliche Unterstützung und Zusammenarbeit.
webmaster